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Vizebürgermeister Johannes Maschl legt Gemeinderatsmandat zurück

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Mit Ende dieser Woche legt Vizebürgermeister Johannes Maschl sein Gemeinderatsmandat aus privaten und beruflichen Gründen zurück. Die massiv gestiegene Arbeitsbelastung in der Energiewirtschaft aufgrund der aktuellen Energiekrise haben die Ressourcen für die Arbeit im Gemeinderat der Marktgemeinde Eichgraben deutlich reduziert, daher hat Johannes Maschl schweren Herzens beschlossen, das Amt des Vizebürgermeisters zur Verfügung zu stellen und das Mandat im Eichgrabner Gemeinderat zurückzulegen.

Johannes MaschlJohannes Maschl blickt auf 9 intensive Jahre im Gemeinderat mit vielen schönen Erlebnissen, tollen Begegnungen und einer Vielzahl von Umsetzungserfolgen zurück. In seiner Zeit als Gemeinderat, geschäftsführender Gemeinderat und Vizebürgermeister der Marktgemeinde Eichgraben wurden ihm drei Preise für ehrenamtliches Engagement und Innovation verliehen und die Rezertifizierung zur familienfreundlichen Gemeinde sowie zur Jugendpartnergemeinde hat er begleitet.

Vizebürgermeister Johannes Maschl:

“Seit 2010 war ich beruflich für die energiewirtschaftliche Betreuung von Gemeinden in der Wienerwaldregion zuständig. Dadurch habe ich regelmäßig Einblick in den Alltag der Kommunalpolitik, die Entscheidungswege sowie die Handlungsmöglichkeiten erhalten. Im Jahr 2011 habe ich meinen Wohnsitz nach Eichgraben verlegt und 2012, nach einer Präsentation des Sportvereines beim Neubürgerempfang, begonnen in der Reservemannschaft des USVE zu kicken. So wurde ich herzlich in das örtliche Vereins- und Gesellschaftsleben eingeführt. Bei den vielen Veranstaltungen im Ort konnte ich z.B. den Crepesstand des USVE beim Adventmarkt ins Leben rufen. Nachdem ich im Jahr 2013 das, aus meiner Sicht besonders realitätsnahe, Buch „Mein Lebensweg für die Gemeinden“ vom ehemaligen Gemeindebundpräsidenten Helmut Mödlhammer gelesen hatte, war ich bereit, Verantwortung in der Kommunalpolitik zu übernehmen. Der Bürgermeister außer Dienst, Martin Michalitsch, hat mich dann im Jahr 2014 darauf angesprochen, ob ich Gemeinderat werden möchte und so konnte ich nach erfolgter Wahl loslegen. Meine politische Laufbahn begann im März 2015 als energie- und mobilitätsbeauftragter Gemeinderat der Marktgemeinde Eichgraben…

Energie und Umwelt:

In den ersten Jahren meiner Gemeinderatstätigkeit war die Dringlichkeit der Themen dezentrale, erneuerbare Energieerzeugung, Nutzung der Elektromobilität und Energiesparen noch nicht in aller Munde. Daher habe ich mein Wissen eingebracht, um mit den Gemeinderäten Alireza Sarvari und Michael Pinnow exakte und einfach verständliche Umweltförderungen für die Eichgrabner Bevölkerung umzusetzen. Diese Förderrichtlinien wurden dann in weiterer Folge unter der Leitung der geschäftsführenden Gemeinderätin Stefanie Anderlik weiterentwickelt und mittlerweile sind unzählige Teilsanierungen von Privathäusern, Heizungsumbauten, PV-Anlagen und E-Bikes für die Bevölkerung gefördert worden. Die vorausschauende Planung der Energiekosten hat uns vor allem in den letzten beiden Jahren die Möglichkeit gegeben, die Budgetmittel für Umweltförderungen abzusichern und zwischenzeitlich sogar aufstocken zu können.

Die Verbesserung der Energiebilanz der Gemeinde war mir ebenfalls immer ein großes Anliegen. Aufgrund von Energieeffizienz ein gutes Fünftel eines Gemeindejahresbudgets für die Erneuerung der Straßenbeleuchtung mittels LED-Leuchtmitteln locker zu machen, war 2015 noch undenkbar. Dieses harte Brett musste also anders gebohrt werden, und wir errichteten eine LED-Teststrecke in der Schöffelstraße, um Erfahrungen sammeln und wahrnehmbare Öffentlichkeitsarbeit für dieses Thema machen zu können. Einige Anläufe später war es dann im Jahr 2023 soweit und die Straßenbeleuchtung wurde flächendeckend erneuert. Hier war besonders das Fachwissen vom geschäftsführenden Gemeinderat Bernhard Gruber entscheidend für die Umsetzung. Diese Einzelmaßnahme hat den Stromverbrauch der Marktgemeinde Eichgraben um ein gutes Drittel nachhaltig reduziert.

Mangels Möglichkeit der Nutzung von Wasser- und der Windkraft in Eichgraben war der Bau von Photovoltaikanlagen der beste Weg um auch selbst Energie regional zu erzeugen. Knapp 100 PV-Anlagen gab es im Jahr 2015 auf Eichgrabens Dächern, jedoch musste viel Überzeugungsarbeit in der Bevölkerung geleistet werden, damit in diese erneuerbare Energieform privates und öffentliches Geld investiert wird. Im Jahr 2017 habe ich zur Bewusstseinsbildung politisch die Erstellung einer Photovoltaikpotentialanalyse durchgesetzt. Damit konnte jede Eichgrabnerin und jeder Eichgrabner in der Bauabteilung prüfen, ob das eigene Haus für die PV-Nutzung geeignet ist. Anfang 2022 gab es dann schon 240 PV-Anlagen in Eichgraben. Die Energiekrise hat dazu geführt, dass sich der PV-Anlagenbestand in Eichgraben mit rekordverdächtigen 400 Anlagen gegenüber 2017 fast vervierfacht hat. Der selbst erzeugte Strom kann mittlerweile auch über die neu gegründete Energiegemeinschaft mit der Nachbarschaft geteilt werden, damit die Energiekosten langfristig für alle gesenkt werden können. Den Bau der kommunalen PV-Anlagen auf dem Schuldach mit Bürgerbeteiligung, dem Bauhof, dem Wienerwaldbad, dem Fuhrwerkerhaus und zweimal am Gemeindeamt konnte ich persönlich mit viel Freude begleiten. Die bereits beauftragte PV-Anlage am Feuerwehrhaus wird voraussichtlich noch 2024 fertiggestellt. Nur eines meiner Wunschprojekte, ein überdachter Asphaltstockschützenplatz mit großer PV Anlage war leider bisher nicht umsetzbar…

PV Anlage Bad JM und SA (002)

 

Mobilität der Zukunft:

Beim Thema Mobilität habe ich die Situation in Eichgraben von Anfang an genau beobachtet. Da viele ältere Menschen ohne Auto auf einem der sieben Eichgrabner Hügeln mit oft über 200 Metern Höhenunterschied zum Ortsgebiet wohnen und das innerörtliche Öffi-Angebot nur auf den Hauptrouten ermöglicht werden kann, hatten viele Bürgerinnen und Bürger schon länger ein Mobilitätsproblem in Eichgraben. Ebenso habe ich verwundert festgestellt, dass die meisten Einkäufe der Bevölkerung außerhalb von Eichgraben stattfinden bzw. vor allem ältere Menschen mit Einkäufen der Verwandten aus anderen Orten versorgt werden, obwohl es bei uns Nahversorger im Ort gibt. Elektromobilität war 2015 auch noch in den Kinderschuhen und viele neu zugezogene Menschen wünschten sich auch eine neue Möglichkeit, sich ins besonders ausgeprägte Vereins- und Freiwilligenwesen einzuleben. Daher entschloss ich mich, mit Michael Pinnow den Verein ElektroMobil Eichgraben zu gründen. Diese Erfahrung war eine besondere, da der Aufbau eines Vereines, getragen vom unermüdlichen freiwilligen Engagement der vielen Fahrerinnen und Fahrer, viel Engagement und Zeit bedarf. Drei gewonnene Preise für Ehrenamt und Innovation, 4 E-Fahrzeuge inkl. Carsharingnutzung im Ortsgebiet, 6 wissenschaftliche Arbeiten mit unserem Fahrtendienst als Thema, 7 Fernsehbeiträge, 8 Elektrotankstellen über das Ortsgebiet verteilt, bereits 25 Tage mit kostenlosem Shuttledienst für die Eichgrabner Bevölkerung bei Veranstaltungen und Wahlen, knapp 40 Gemeinden die unsere Fahrtendienstidee übernommen haben, über 50 Delegationen aus dem In- und Ausland die sich persönlich vor Ort über unseren Fahrtendienst informiert haben, 70 freiwillige Fahrerinnen und Fahrer die sich beim Verein engagieren, über 100 gedruckte Zeitungsartikel über ElektroMobil Eichgraben, 65.000 absolvierte Passagierfahrten und 450.000 zurückgelegte elektrische Kilometer später kann ich mit Stolz behaupten, dass sich das ausgezahlt hat. In Kürze findet wieder eine Generalversammlung des Vereines ElektroMobil Eichgraben statt und ich hoffe, dass mein stellvertretender Obmann und Gemeinderat Tristan Häußler und ich das Vertrauen der Vereinsmitglieder ausgesprochen bekommen, diese Freiwilligenorganisation weiterhin zu leiten…

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Wienerwaldbad:

Im September 2019 wurde ich zum geschäftsführenden Gemeinderat gewählt und habe das Ressort von Bürgermeister Georg Ockermüller übernommen, der erfreulicherweise Martin Michalitsch in dieser leitenden Funktion nachgefolgt ist. Als eine der ersten Amtshandlungen musste ich feststellen, dass die Brücke im Wienerwaldbad aufgrund der Chlordämpfe leider komplett morsch war. Diese habe ich dann selbst aus Sicherheitsgründen mitabmontiert und seitdem ist dieses ehemalige Wahrzeichen des Bades schönen Sitzmöglichkeiten am Beckenrand gewichen. Zwischenzeitlich wurde die Frühschwimmerkarte im Wienerwaldbad weiterentwickelt, diverse Umbauten wie das von außen zugängliche öffentliche WC durchgeführt, ein neuer Pächter für die Badkantine gefunden, ein neuer Badvorplatz mit Sitzmöglichkeiten entwickelt und die energetische Situation des Bades verbessert, was sogar eine Berichterstattung im ORF Format Dok1 mit Hanno Settele zur Folge hatte. Von Beginn an habe ich versucht, Lösungen zu suchen, um das Wienerwaldbad kostenneutral betreiben zu können, was mir aber bisher nicht gelungen ist. Ich werde vom Gemeinderat Andreas Höbart gerne immer wieder mit einem Augenzwinkern darauf hingewiesen…

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Kinder- und Jugend:

Nach der intensiven Gemeinderatswahl 2020 durfte ich dann als Vizebürgermeister der Marktgemeinde Eichgraben zusätzlich die Bereiche Bildung, Jugend, Soziales und Vereine verantworten. Erst dann wurde mir richtig bewusst, wie toll unsere Schule in der Vorperiode weiterentwickelt wurde. Gerne genieße ich die Theatervorstellungen der Mittelschule in der neuen Aula, wo die jungen Talente ihr Können unter Beweis stellen. Schön ist es auch, wenn man die Schülerinnen und Schüler Jahre später als Praktikantinnen oder Praktikanten am Bauhof, in Wienerwaldbad, am Gemeindeamt usw. wieder trifft. Ebenso bin ich ein begeisterter Besucher der Konzerte der Musikschule, da sieht man was mit großem Mittelaufwand seitens der Gemeinde musikalisch möglich wird. Als Familienvater war es mir immer wichtig, viel Einsatz für die Kinder- und Jugendlichen im Ort zu zeigen. In der Coronazeit waren vor allem die Kinder- und Jugendlichen stärker durch die Einschränkungen belastet. Im Kindergarten und in den Schulen konnte ich mich laufend vom tollen Engagement der Pädagoginnen und der Betreuerinnen überzeugen, diese Krise für unsere kleinsten mit so wenigen Einschränkungen wie möglich ablaufen zu lassen, und das unter größtem persönlichen Aufwand der Beteiligten. Glücklicherweise begannen schon im Februar 2020, vor den Lockdowns, Gespräche mit der Jugendinfo NÖ zum Thema Sozialraumanalyse in Eichgraben. Das Ergebnis war die Jugendbefragung mit großer Beteiligung, der neue entwickelte Jugendraum, und unsere Streetworker der Jugend- und Lebenswelt, die unseren Jugendlichen unterwegs oder auch im Jugendraum regelmäßig mit Rat und Tat zur Seite stehen. Auch die LEADER Region Elsbeere hat unser Jugendengagement mittlerweile aufgegriffen und eine Regionslösung zu diesem Thema entwickelt. Der erfolgte Ausbau der Kleinstkinderbetreuung und der anstehende Ausbau des Kindergartens zeigen, dass Eichgraben auf dem richtigen Weg ist, um langfristig eine kinder- und familienfreundliche Gemeinde zu bleiben. Der von den Freiwilligen Johanna Mader und Gleb Mozorov neu eingeführte Familiensporttag in der Schule ist auch eine dieser positiven Entwicklungen. Die Einführung der digitalen Essensbestellung über die App MAMPF war nicht frei von Kritik, erleichtert aber mittlerweile den Mitarbeiterinnen und den Eltern in den Bildungseinrichtungen den Alltag…

Jugendworkshop Eichgr Anzbach 150323

100 Jahre Eichgraben:

Richtig intensiv wurde schlussendlich die Planung und Ausführung der Feierlichkeiten im Zuge von 100 Jahre Eichgraben. 18 Monate haben insgesamt fast 1.000 Freiwillige im Ort, Gemeindepersonal, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Bildungseinrichtungen sowie Externe daran gearbeitet, dass 105 Veranstaltungen und Aktionen im Jubiläumsjahr durchgezogen werden konnten. Stephan Bruckmeier als künstlerischer Leiter und Michael Götzinger als wissenschaftlicher Leiter haben dieses Jahr professionell begleitet. Es war toll zu sehen, wie ein ganzer Ort an diesem Riesenprojekt mitgewirkt hat. Als Krönung des Ganzen haben wir einerseits den Eichgraben Film präsentiert, der aktuell mit Bürgerbeteiligung weiterentwickelt wird, anderseits das erste Eichgrabner Stickerheft aufgelegt, wo alle Freiwilligen, die das wollten, vor den Vorgang geholt wurden. Speziell bei den Stickerbörsen sieht man das Interesse der Kinder und auch Erwachsenen am Ortsleben. Damit ist das Eichgraben der Neuzeit für alle angreif- und erlebbar.

Kaiserin Sisi mit ihrer kaiserlichen Leibgarde
Katharina Stemberger und Vizebürgermeister Johannes Maschl – Foto A. Stoiser

Nach 9 intensiven Jahren im Gemeinderat, in denen ich viele interessante Menschen kennengelernt, unglaublich viel Wissen aufgebaut und neue Freunde gefunden habe, heißt es für mich, Abschied zu nehmen. Meine berufliche Situation ist aufgrund der Energiekrise einfach zu herausfordernd geworden, um ausreichend Zeit für die Gemeindepolitik zu finden. Nach einer erfolgreichen ÖVP-Teamklausur vor zwei Wochen, die unter der Leitung von Georg Ockermüller einen tollen Zukunftsplan für Eichgraben hervorgebracht hat, kann ich zwar mit schwerem Herzen, aber einem guten Gefühl die Eichgrabner Politbühne verlassen und mein Amt weitergeben. Das Stickerheft Eichgraben war für mich das Abschlussprojekt, das zeigt, was Eichgraben alles ist und alles kann. Jede Kritik an diesem Projekt ist aus meiner Sicht auch eine indirekte Kritik an den unzähligen Freiwilligen, Kindern und Eltern, die uns allen ihre Zeit für ein besseres Eichgraben schenken. Wenn man das Stickerheft persönlich nicht mag, dann sollte man es anderen schenken, da sich z.B. Geschwisterkinder und Eheleute sehr über ein eigenes Stickerheftexemplar zum Sammeln freuen. Für Eichgraben wünsche ich mir einen wertschätzenden Umgang miteinander, vor allem im Eichgrabner Gemeinderat täte das für die Zukunft gut.

Im Jahr 2025 findet die nächste Gemeinderatswahl statt. Ich möchte abschließend alle Bürgerinnen und Bürger jeden Alters aktiv dazu motivieren, sich selbst in der Kommunalpolitik zu versuchen und Eichgraben mitzugestalten. Es gibt keine politische Tätigkeit, die so abwechslungs- und umfangreich ist wie die Arbeit im Gemeinderat. Von kommunaler Infrastruktur über Bildungseinrichtungen, dem Finanzwesen, Zivilschutz, Kultur, Sicherheitsthemen, die örtliche Wirtschaft, das Verbessern des Zusammenlebens im Ort, Gesundheitsthemen bis hin zur kommunalen Energieversorgung reicht die Palette und noch vieles mehr. Jederzeit, aber vor allem rund um Wahlen trifft man wirklich viele Menschen und merkt, was sich im Ort tut und was gebraucht wird. Man braucht dafür keine spezielle Ausbildung, man wächst mit den Aufgaben. Und das Schönste ist, dass man bei den vielen Gesprächen mit den Bürgerinnen und Bürgern im Ort immer schnell herausfindet, ob geplante Projekte positiv angenommen werden oder ob sie noch weiterentwickelt werden müssen.

Ich wünsche allen Eichgrabnerinnen und Eichgrabnern Gesundheit, viel Zeit mit Familie und Freunden sowie viel Erfolg in der Zukunft!”

Mit herzlichen Grüßen
Ing. Johannes Maschl, MSc.

Vizebürgermeister der Marktgemeinde Eichgraben


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